Neubau Kindergarten St. Marien in Weinheim
Städtebauliches und architektonisches Konzept mit Freiraumgestaltung
Das vorgeschlagene Gebäude positioniert sich als langgestreckter Baukörper entlang der nördlichen Grundstücksgrenze. Diese Setzung ermöglicht einerseits die maximale Freihaltung des Grundstücks für eine großzügige Gartenfläche, andererseits wahrt sie einen respektvollen Abstand zur benachbarten Marienkirche. Im Zusammenspiel mit der angrenzenden Bebauung der Kirchengemeinde entsteht ein ausgewogener städtebaulicher Dialog – sowohl über die Ausrichtung und Kubatur der Baukörper als auch über die gestalteten Zwischenräume, die als Plätze, Aufenthaltsbereiche und nutzungsspezifische Zonen fungieren.
Alle Eingänge der umliegenden öffentlichen Einrichtungen orientieren sich zu einem gemeinsam nutzbaren Freiraum am Forlenweg. Dieser zentrale Außenbereich schafft Verbindungen, ohne die Eigenständigkeit der jeweiligen Gebäudetypologien zu beeinträchtigen.
Der Kindergarten selbst ist kompakt konzipiert, bietet jedoch ausreichend Raum für Spiel, Interaktion und bedürfnisorientierte frühkindliche Bildung. Lichtdurchflutete Räume, natürliche Materialien und ein markantes asymmetrisches Satteldach prägen den Baukörper. Das Dach verleiht dem Innenraum zusätzliche Qualität und setzt zugleich ein architektonisches Zeichen im städtebaulichen Kontext, ohne das Gesamtbild des Quartiers zu stören.
Die zurückhaltende Architektursprache wird durch eine Fassadengestaltung aus Holz unterstrichen, die gezielt gesetzte Öffnungen integriert – abgestimmt auf Ausrichtung, Raumfunktion und Lichtbedarf. Holz wird konsequent sowohl im Innen- als auch im Außenbereich eingesetzt, in geschlossenen Flächen ebenso wie in Form von vorgelagerten Lamellen. Diese Gliederung verleiht dem linear strukturierten Bau Körperhaftigkeit und öffnet ihn zugleich zum Garten hin.
Das Gestaltungskonzept greift die im Quartier charakteristischen begrünten Innenhöfe auf und übersetzt diese in einen weitläufigen, kindgerechten Außenbereich in direkter Nachbarschaft zur Kirche. Der Vorplatz und der Gartenbereich sind keine Restflächen, sondern integraler Bestandteil des architektonischen Gesamtkonzepts – Auftakt, Spielzone und soziale Kontaktfläche mit hoher Aufenthaltsqualität.
Der Baukörper tritt selbstbewusst, jedoch maßvoll in Erscheinung und fügt sich harmonisch in das Ensemble aus Kirche, Gemeindehaus und benachbarter Wohnbebauung ein.
Funktionale Organisation und innere Struktur
Das Gebäude zeichnet sich durch eine klare funktionale Gliederung aus, die zwischen öffentlichen und privaten Nutzungsbereichen differenziert. Der straßenseitige Baukörperkopf am Forlenweg bildet mit einem großzügigen Foyer, dem Eingangsbereich und mehreren gemeinschaftlich genutzten Räumen – wie dem Speisebereich und dem Mehrzweckraum – die öffentliche Zone. In Kombination mit dem vorgelagerten Platz entsteht hier ein einladender Ort der Begegnung für Eltern, Kinder und pädagogisches Personal.
Durch Raumzuschaltungen sind flexible Nutzungen möglich; die vertikale Verbindung der Geschosse wird durch einen großzügigen Luftraum im Foyer architektonisch hervorgehoben. Diese Raumfolge schafft ein lebendiges Zentrum für gemeinschaftliches Erleben und fördert den Austausch.
Ab dem zurückversetzten Gebäudeteil beginnt der geschützte Kinderbereich, in dem die Gruppenräume mit zugehörigen Funktionen wie Sanitär-, Ruhe- und Garderobenbereichen untergebracht sind. Personalräume fungieren hier als Übergangselement zwischen öffentlichem und privatem Gebäudeteil. Der vorgelagerte Balkon sowie die klare Orientierung zum Garten bieten den Kindern Struktur und Rückzugsmöglichkeiten zugleich.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Belichtung: Über Lichtpodeste im Erdgeschoss, Oberlichter im Dach sowie transluzente Bodenflächen entstehen vielfältige visuelle Verbindungen zwischen den Geschossen. Diese Elemente markieren zugleich die Eingänge zu den Gruppenräumen und schaffen Orientierung.
Die Gruppenräume selbst verfügen über großzügige Verglasungen mit direktem Zugang zum Außenbereich. Im Obergeschoss wird dieser durch den vorgelagerten Balkon erweitert, der neben der Funktion als überdachter Spielbereich auch den zweiten Rettungsweg sowie Sonnenschutz übernimmt.
Funktionsräume wie Schlaf-, Sanitär- und Garderobenbereiche orientieren sich zur nördlichen Grundstücksgrenze und bilden einen funktional geschlossenen Rücken des Gebäudes. Die Grundrissgestaltung unterstützt eine intuitive Wegeführung und ermöglicht differenzierte pädagogische Nutzungsszenarien – vom freien Spiel bis zur ruhigen Rückzugsphase.
Materialität, Nachhaltigkeit und Konstruktion
Der Neubau wird als ressourcenschonender Holzbau aus regionalen Hölzern realisiert. Der Einsatz von Beton wird auf konstruktiv notwendige Bauteile beschränkt. Holz prägt das gesamte Erscheinungsbild des Gebäudes – als tragende Konstruktion, Fassadenmaterial und als sichtbare Oberfläche in den Innenräumen.
Die räumliche Struktur basiert auf einem konsequent durchdachten Raster, das eine effiziente, modulare Bauweise ermöglicht. Das energetische Konzept ist auf Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit ausgelegt: Eine Luft-Wärmepumpe in Kombination mit Photovoltaikanlagen auf dem Dach sorgt für die nachhaltige Energieversorgung. Zusätzlich ist die Nutzung von Regenwasser vorgesehen, um den Ressourcenverbrauch weiter zu minimieren.

Wettbewerbsart nicht offener Realisierungswettbewerb
Preis 4. Preis
Planungszeitraum 2025
Nutzfläche 1590 m²
Freianlagen Klaus Saur Landschaftsarchitektur
Perspektiven studio fink
Wettbewerbsart nicht offener Realisierungswettbewerb
Preis 4. Preis
Planungszeitraum 2025
Nutzfläche 1590 m²
Freianlagen Klaus Saur Landschaftsarchitektur
Perspektiven studio fink




